Mythen der Körpersprache: Warum wir nicht alles glauben sollten, was wie „harte Fakten“ klingt

27. November 2025

Mythen in der Körpersprache

5 Minuten Lesezeit

Körpersprache fasziniert. Ein Blick, eine Geste, eine Haltung, oft wirkt es, als könnten wir damit mehr über einen Menschen erfahren als durch jede verbale Aussage. Kein anderes Thema rund um Kommunikation erzeugt so viel Neugier wie die „geheime Sprache des Körpers“. Doch genau hier lauert die Gefahr: Viele Annahmen über Körpersprache sind Mythen. Sie klingen plausibel, sind weit verbreitet, aber fachlich falsch oder stark verkürzt.

In diesem Artikel räume ich mit den größten Mythen der Körpersprache auf und zeige, was aktuelle Forschung und Mimikresonanz® wirklich sagen.

Warum entstehen Körpersprache-Mythen überhaupt?

Körpersprache-Mythen wirken verführerisch. Sie geben schnellen Halt in Situationen, die eigentlich komplex sind.
Drei Gründe, warum sie sich so hartnäckig halten:

  1. Vereinfachung
    Wir wünschen uns klare Regeln: „Wenn A passiert, bedeutet es B.“ Doch menschliche Kommunikation ist vielschichtiger.
  2. Populärmedien & alte Studien
    Hollywood, Social Media und veraltete Experimente prägen Bilder, die mit moderner Verhaltenserkenntnis wenig zu tun haben.
  3. Kontextblindheit
    Persönlichkeit, Kultur, Beziehung, Stresslevel – all das formt nonverbales Verhalten. Wer diese Faktoren ausblendet, tappt automatisch in die Mythos-Falle.

Die Folge: Wir übernehmen einfache „Leseschablonen“, die in der Realität zu Fehlinterpretationen führen; im Alltag, im Beruf und besonders im Coaching.

Zwei weit verbreitete Mythen der Körpersprache und was wirklich stimmt

Mythos 1: „An der Blickrichtung kann man erkennen, wie jemand denkt“

Dieser Mythos hält sich seit den 1970er-Jahren hartnäckig – vor allem im NLP. Dort wird behauptet, dass sogenannte Augenzugangshinweise verraten, wie jemand denkt:
Ob er innere Bilder sieht, eine Stimme hört oder Gefühle abruft. Manche gingen sogar so weit zu behaupten, man könne an der Augenbewegung erkennen, ob jemand lügt.

Klingt eindrucksvoll – ist aber wissenschaftlich nicht haltbar.

Was sagt die Forschung?

Mehrere Forschungsgruppen haben die NLP-Hypothese untersucht. Besonders bekannt ist die Studie von Wiseman et al. (2012).
Das Ergebnis ist eindeutig:

  • Es gibt keinen belastbaren Zusammenhang zwischen Blickrichtungen und inneren Denkprozessen.
  • Augenbewegungen zeigen nicht zuverlässig, ob jemand visuell, auditiv oder kinästhetisch denkt.
  • Und sie ermöglichen keine Rückschlüsse darauf, ob eine Person die Wahrheit sagt oder lügt.

Kurz gesagt:
Die Augen verraten nicht deine inneren Denkkanäle – und auch nicht deine Ehrlichkeit.

Warum hält sich der Mythos trotzdem?

Weil er eine eingängige, einfache Erklärung bietet:
Ein kurzer Blick nach links oder rechts und wir glauben, Zugang zum „Inneren“ eines Menschen zu haben.
Doch genau diese Simplifizierung ist das Problem. Menschliche Kognition ist komplex, individuell und multifaktoriell – sie lässt sich nicht an einer einzigen Blickrichtung festmachen.

Was wir stattdessen brauchen

Professionelle Wahrnehmung basiert nicht auf starren Regeln, sondern auf:

  • Kontext
  • Verhaltensveränderungen (Baseline)
  • nonverbaler Mehrkanal-Beobachtung
  • empathischer und präziser Interpretation

Genau das macht moderne Mimikresonanz® aus – keine Mythen, sondern wissenschaftlich fundierte Beobachtung.

Mythos 2: „93 % unserer Kommunikation sind nonverbal, Stimme und Körpersprache zählen mehr als die Worte“

Immer wieder höre und lese ich: „Nur 7 % von dem, was wir sagen, kommt durch die Worte. 38 % durch Stimme, und 55 % durch Körpersprache.“ Diese sogenannte 7‑38‑55‑Regel oder „Mehrabian-Regel“ geistert durch Rhetorik-Trainings, Präsentations-Workshops und Coaching-Literatur. Doch diese Aussagen sind stark verkürzt und wissenschaftlich missverstanden.

Hintergrund: Wie entstand die 7-38-55-Regel?

  • Die Formel beruht auf zwei Studien aus den späten 1960er Jahren, in denen Versuchspersonen Wort, Tonfall und Gesichtsausdruck bewertet haben, jedoch nur in sehr speziellen Situationen: Bei inkongruenten Botschaften (z. B. jemand sagt „maybe“, aber Stimme und Mimik drücken etwas anderes aus).
  • Die Studien waren nie so gedacht, dass sie eine allgemeingültige Aussage über alle Formen menschlicher Kommunikation liefern. 
  • Selbst Mehrabian wies später darauf hin, dass seine Ergebnisse nur gelten, wenn Wort, Stimme und Mimik nicht übereinstimmen — und nicht für alle Kommunikationssituationen. 

Was die Forschung wirklich zeigt und warum die Regel ein Mythos ist

  • Die pauschale Behauptung, dass bei jeder Kommunikation nonverbale Signale (Körpersprache, Stimme) wichtiger seien als das Gesagte, ist wissenschaftlich unhaltbar.
  • Die Wirkung einer Botschaft hängt stark vom Kontext, der Thematik, der Beziehung der Gesprächspartner:innen und der Kongruenz zwischen verbaler und nonverbaler Kommunikation ab.
  • Kommunikation ist mehrdimensional: Inhalte, Stimme, Mimik, Gestik, Beziehung, Situation und viele mehr spielen eine Rolle. Eine simple Prozentregel greift zu kurz. 

Warum der Mythos trotzdem so beliebt ist

Die 7-38-55-Regel hat etwas Verlockendes:

  • Sie gibt eine scheinbar einfache, quantifizierbare Orientierung.
  • Sie bestätigt, was viele „spüren“: Körpersprache und Tonfall sind wichtig.
  • In Trainings, Coaching und Rhetorik lässt sich damit Dramaturgie erzeugen. Mit weniger Aufwand für Inhalte, mehr Fokus auf Wirkung.

Doch diese Verlockung ist gefährlich: Sie führt dazu, Inhalte zu vernachlässigen und Kommunikation oberflächlich zu behandeln.

💡 Wie wir stattdessen mit nonverbaler Kommunikation umgehen sollten

  • Nicht verallgemeinern. Körpersprache ist niemals alleine aussagekräftig – immer im Zusammenspiel mit Kontext, Inhalt und Persönlichkeit betrachten.
  • Mehrkanaligkeit im Blick behalten. Worte, Stimme, Mimik, Gestik, räumlicher Kontext, Beziehung; alles fließt mit ein.
  • Bewusst beobachten, aber nicht automatisch interpretieren. Körpersprache bietet Hinweise, keine Beweise.
  • Kongruenz prüfen. Wenn verbale und nonverbale Signale übereinstimmen: gut. Wenn sie inkongruent sind, umso wichtiger, genau hinzusehen und sensibel zu interpretieren.

Warum das Entlarven dieser Mythen so wichtig ist

Wer Körpersprache falsch deutet, läuft Gefahr:

  • Menschen vorschnell zu bewerten
  • Vertrauen zu beschädigen
  • Vorurteile zu verstärken
  • Konflikte zu verschärfen
  • Coaching- oder Führungssituationen zu verkomplizieren

Gerade in Beratung, Leadership und Coaching ist präzise Beobachtung entscheidend und Mythendenken verhindert genau das.

Nonverbale Kommunikation funktioniert immer mehrdimensional – niemals eindimensional.


Wie du Körpersprache stattdessen kompetent und respektvoll liest

✔ 1. Kontext ist König

Situation, Kultur, Beziehung, Persönlichkeit – all das beeinflusst Körpersprache.

✔ 2. Mehrkanaligkeit beachten

Mimik, Gestik, Stimme, Inhalt, Körperspannung: erst zusammen entsteht ein valides Bild.

✔ 3. Baseline beobachten

Wie verhält sich ein Mensch normalerweise? Erst Abweichungen geben Hinweise.


Warum dieses Wissen gerade im Coaching und in der Führung Gold wert ist

In Coaching und Leadership geht es um Beziehung, Vertrauen und Klarheit.
Wer Körpersprache nicht anhand starrer Mythen interpretiert, sondern mit professioneller Präzision arbeitet, gewinnt:

  • mehr Tiefe im Verstehen
  • mehr Sicherheit in Gesprächen
  • mehr Empathie
  • mehr Wirkung in der Kommunikation

Mimikresonanz® bietet genau diese differenzierte Perspektive:
wissenschaftlich fundiert, präzise, menschlich – ohne Mythen, ohne Spekulation.

Körpersprache ist kein starres Werkzeug.
Sie ist ein dynamischer Spiegel innerer Prozesse – und verdient es, neugierig, achtsam und respektvoll betrachtet zu werden.

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